Goebbelsi päevikust lõigud Berliini pommitamiste kohta Nõukogude Liidu poolt. 6. septembrist kaugemale ei vaadanud. Mõned tema poolt ettevõetud sammud olid ilmselt ka brittide samaaegsest pommitamisest põhjustatud. Päev päevikus algas tavaliselt eelmise päeva ja öö sõjaliste sündmuste ülevaatega, millele järgnesid Goebbelsi enda asjad.
08.08.1941
Kurz nach Mitternacht hat Berlin Luftalarm. Die Hintergründe dieses Luftalarms sind zunächst einigermaßen rätselhaft. Ehe überhaupt Alarm gegeben wird, sind schon einige Bomben in den Vororten gefallen. Die Flugzeuge haben sich ungehört und ungesehen an die Reichshauptstadt herangeschlichen. Zuerst vermutete man, es seien die neuen englischen Bomber, die sich durch besondere Höhen beim Anfliegen auszeichnen, gewesen. Dann aber stellt sich heraus, vor allem an auch abgeworfenen Flugblättern, die ausgerechnet eine Rede Stalins an die sowjetrussischen Völker bringen, daß es sich offenbar um bolschewistische Flugzeuge handelt. Sie sind, wie man vermutet, von der Insel Oesel gekommen und haben einen Überraschungsangriff auf die Reichshauptstadt unternommen und dabei auch einigen Schaden angerichtet. Der materielle Schaden aber ist nicht so schlimm wie wahrscheinlich der moralische Schaden. Denn nun wird man natürlich, vor allem in der reichshauptstädtischen Bevölkerung, annehmen, daß unsere Angaben über die weitgehende Zerstörung der bolschewistischen Luftwaffe nicht ganz stimmen können. Sie werden in Wirklichkeit doch stimmen, denn auch eine schon so weitgehend dezimierte Luftwaffe hat immer noch Kraft genug, um zur Erringung eines
psychologischen Erfolgs einen solchen Angriff durchzuführen. Das wird auch die Absicht der Bolschewisten gewesen sein.
09.08.1941
Drei bolschewistische Feindeinflüge nach Berlin, vermutlich von der Insel Oesel über die Ostsee längs der pommerschen Küste über Stolpmünde nach Berlin. Schwerpunkt Stettiner Bahnhof - Gesundbrunnen-Reinickendorf. 19 Sprengbomben, eine Flugblattbombe mit der Rede Stalins. Sechs Tote.
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Die feindlichen Rundfunksender machen aus dem bolschewistischen Luftangriff auf Berlin ein Geheimnis. Leider geben wir ihnen dazu einige Veranlassung, indem wir darüber auch nur in mysteriösen Wendungen berichten. Es steht jetzt eindeutig fest, daß es bolschewistische Flugzeuge waren, die die Reichshauptstadt angegriffen haben. Es braucht das auch gar nicht die deutsche Luftüberlegenheit im Osten irgendwie zu schmälern; denn von Oesel nach Berlin einen Prestigeflug durchzuführen, das wird ja auch den Bolschewisten noch möglich sein. Im übrigen kann die Berliner Bevölkerung schon aus den abgeworfenen Flugblättern unschwer entnehmen, von wem aus dieser nächtliche Angriff durchgeführt worden ist. Die Bolschewisten brüsten sich auch damit.
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Wir erleben um die Mitternachtsstunde wiederum einen Luftalarm in Berlin. Die Bolschewisten sind ein zweites Mal von der Insel Oesel durchgebrochen und kreisen mit einigen Flugzeugen über der Reichshauptstadt, ohne indes Bomben abzuwerfen.
10.08.1941
Aus dem Osten 25 Feindeinflüge, vermutlich mit dem Ziel Berlin. Abwurf von Sprengbomben im Kreise Parchim und in den Kreisen Angermünde und Oranienburg. Berlin wurde von einigen Flugzeugen überflogen, jedoch anscheinend nicht erkannt; kein Bombenabwurf.
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Eine unangenehme Sache ist uns mit dem Angriff sowjetischer Flugzeuge in Berlin passiert. Ich hatte gleich am anderen Tage verlangt, daß über diese Angelegenheit eine Erklärung herausgegeben werde. Das OKW und der Luftwaffenführungsstab sträuben sich lange, weil sie glauben, daß damit die Behauptung unserer Luftüberlegenheit im Osten widerlegt würde. Davon kann natürlich gar keine Rede sein. Das wäre genau so, wie wenn die Engländer durch die Erklärung, daß deutsche U-Boote englische Transporter versenkten, auch propagandistisch auf ihre sogenannte "Herrschaft der Meere" verzichteten. Da wir infolge der Reibereien zwischen den einzelnen Ämtern allzu lange schweigen, bemächtigt sich die gegnerische Propaganda dieses Falles und macht daraus eine Prestigeangelegenheit. Ich drücke und drücke, kann aber erst zum Abend erreichen, daß eine dementsprechende Erklärung, die dann in der Tat wenig oder fast gar nichts besagt, herausgegeben wird. Ich treffe entsprechende Maßnahmen, daß solche Fälle sich nicht wiederholen können. Die Hauptsache in der Nachrichtenpolitik ist die Schnelligkeit. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Je länger man wartet, desto mehr gewinnt der Gegner Vorsprung. Vor allem aber soll man nicht eine Sache, die jedermann weiß, zu verschweigen versuchen. In diesem Falle weiß die Welt, daß sowjetrussische Flugzeuge Berlin angegriffen haben. Die Berliner Bevölkerung hat es an den abgeworfenen Flugblättern festgestellt. Die einzige Instanz, die so tut, als wüßte sie nichts, ist die deutsche Regierung. Man schädigt damit unsere Glaubwürdigkeit in einem Umfange, der gar nicht mehr erträglich ist.
11.08.1941
Vom Osten her keine Einflüge ins Reich.
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Ein in der gegnerischen Propaganda immer wieder auftauchendes Thema sind die in den letzten Nächten durchgeführten sowjetischen Luftangriffe auf Berlin. Sie haben kaum einen Schaden verursacht. Aber durch unser langes Schweigen haben wir viel an Terrain verloren, und die Gegenseite versucht nun aus dieser Angelegenheit einen Prestigeerfolg zu machen. Das ist gerade das, was ich vermeiden wollte. Die Langatmigkeit unserer militärischen Dienststellen bei der Bearbeitung dieser Frage hat glücklich dazu geführt, uns ins Hintertreffen zu bringen. Wir müssen also mit allen Mitteln versuchen, diese Schlappe wieder auszugleichen.
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Immer noch streite ich mich mit dem OKW herum über das notwendig gewordene Dementi bezüglich der sowjetrussischen Luftangriffe auf Berlin. Ich
kann mich mit der bisher herausgegebenen Verlautbarung nicht zufriedengeben. Ich möchte, daß wir Gelegenheit haben, das deutsche Volk überhaupt über
die Hintergründe, vor allem aber über den Begriff der Luftherrschaft aufzuklären. Allerdings sind die militärischen Widerstände noch sehr groß; ich hoffe jedoch, sie bis zum nächsten Tage überwinden zu können.
12.08.1941
Einflug von acht bis zehn sowjetrussischen Flugzeugen in das Reichsgebiet. Luftalarm in den östlichen Gauen bis einschließlich Berlin. Allerdings nur wenig abgeworfene Bomben und entsprechend auch wenig Schäden.
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Ich setze es nun durch, daß meine Ansichten über die Angriffe sowjetrussischer Flugzeuge auf deutsches Reichsgebiet, insbesondere auf Berlin, in größtem Stil der deutschen Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden. Ich lasse dabei vor allem das Problem der Luftherrschaft noch einmal in aller Ausführlichkeit präzisieren. Das geschieht am Abend in den Erläuterungen zum Wehrmachtbericht und soll dann am nächsten Tage von der ganzen Presse übernommen werden. Ich verspreche mir davon, daß damit die ganze Debatte über die Gefährlichkeit solcher Angriffe zu unseren Gunsten endgültig abgeschlossen werden kann.
13.08.1941
Auch Berlin hatte Fliegeralarm. Aber die beiden nach Berlin einfliegenden sowjetrussischen Maschinen drehten bereits am äußeren Flakgürtel ab.
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Die Frage der Luftangriffe durch sowjetrussische Flugzeuge auf Berlin ist nun im deutschen Publikum auch durchaus geklärt. Wir haben sie im Rundfunk und in der Presse in aller Ausführlichkeit darstellen und besprechen lassen; das Problem der "Luftherrschaft" ist dabei auch genau präzisiert worden, so daß also jetzt solche vorläufig nur wie Mückenstiche wirkenden Luftangriffe hingenommen werden können, ohne daß wir dabei eine schwere psychologische Einbuße erleiden.
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London bemüht sich verzweifelt, uns wenigstens propagandistisch einen Zweifrontenkrieg aufzuhalsen. Es hat jetzt ein neues Argument dafür gefunden, indem es behauptet, daß Berlin jetzt sowohl von der bolschewistischen wie auch von der britischen Luftwaffe angegriffen werde. Wir müßten also unsere Horchapparate sowohl nach Westen wie nach Osten richten, ein Beweis dafür, daß damit der Zweifrontenkrieg Wirklichkeit geworden wäre. Dieser Beweis ist natürlich ebenso blödsinnig wie kurzsichtig; er bedarf kaum einer Widerlegung. Aber das englische Publikum ist ja so dumm, daß ihm jede Idiotie vorgesetzt werden kann. Wir benutzen unsere englischen Propagandasendungen am Abend, um auch diese Seifenblase zum Zerplatzen zu bringen.
Goldig sind die Bolschewiken, als sie behaupten, daß ihre Flugzeuge - es sind im ganzen etwa acht bis zehn überhaupt erst über Berlin gewesen - im ganzen tausende Tonnen von Sprengstoff über der Reichshauptstadt abgeworfen haben. Wir lassen diese tausende von Tonnen Sprengstoff nun auf einzelne Flugzeuge verteilen und kommen da zu einer Zahl, die für die Russen wahrhaft zerschmetternd wirkt. Aber man muß immer wieder in der Propaganda darauf achten, daß die gegnerische Lügenflut an einzelnen Beispielen eingedämmt wird. Man darf sich niemals dazu verleiten lassen, jede Lüge des Gegners zu dementieren oder zu widerlegen. Es handelt sich darum, die Glaubwürdigkeit der Gegenseite zu erschüttern. Das geschieht am besten durch einige ganz markante, hervorstechende Beispiele, die man dann als Exempel statuieren kann.
14.08.1941
Sowjetrussische Maschinen über Stettin; kein Bombenabwurf.
15.08.1941
Die gegnerische Propaganda macht vor allem die letzten Angriffe auf Berlin propagandistisch groß auf. Sie sucht dadurch mit allen Kräften den Eindruck eines Zweifrontenkrieges zu erwecken, in den wir verwickelt seien. Davon kann natürlich schon deshalb keine Rede sein, weil die Engländer auch ohne unseren Feldzug im Osten ihre Luftangriffe auf deutsche Städte und vor allem auf die Reichshauptstadt durchgeführt hätten.
16.08.1941
Abends hat Berlin wieder Luftalarm. Ein paar sowjetische Flugzeuge versuchen, in das Weichbild der Stadt einzudringen; es gelingt ihnen aber nicht. Peinlich und übel wirken sich auf die Dauer doch die jeden Abend sich wiederholenden Luftalarme auf eine Viereinhalbmillionenstadt aus. Viele Menschen gehen schon gar nicht mehr in den Luftschutzkeller hinein. Es entsteht hier die Frage, was für die Aufrechterhaltung der Kampfkraft wichtiger ist: daß eine Reihe von Opfern der Luftangriffe vermieden werden, oder daß die Bevölkerung ihçen geregelten Schlaf bekommt? Ich habe mich persönlich bei der Beantwortung dieser Frage für den Schlaf entschieden.
17.08.1941
20 bis 25 sowjetische Einflüge, vor allem in die Gaue Berlin, Schlesien, Danzig-Westpreußen, Pommern und Mecklenburg. Acht Flugzeuge um Berlin, aber nur eines über dem Weichbild der Reichshauptstadt. Keine Schadensmeldungen.
21.08.1941
Einflug nur eines sowjetischen Flugzeugs in Richtung Berlin, aber vorzeitige Umkehr ohne Bombenabwurf.
22.08.1941
Im Osten 15 Feindeinflüge, Bombenabwurf auf ein Gefangenenlager südlich Greifswald; zehn Verwundete.
23.08.1941
Im Osten Einflüge, aber keine Bombenabwürfe.
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Viel diskutiert wird in der Berliner Bevölkerung die Frage des Luftschutzes. Wenn auch die feindlichen Luftangriffe auf die Reichshauptstadt in den letzten Tagen und Wochen nur unerheblichen Schaden verursacht haben, so sieht man doch mit einiger Besorgnis dem kommenden Winter entgegen. Böses Blut ist auch durch die Errichtung von sehr massiven Luftschutzkellern bei den prominenten Persönlichkeiten entstanden. Ich halte nicht viel davon, gegen die dort ansetzende Kritik nur in der Theorie zu fechten, sondern ich plädiere dafür, den Bau von Luftschutzkellern für die breiten Massen der Bevölkerung mit höchster Intensität zu beschleunigen. Es werden nun in größt[em] Umfang Baukompanien eingesetzt, und wir hoffen, [bi]s zum Einbruch des Winters für mindestens 6- bi[s] 700 000 Mann der Berliner Bevölkerung bombensichere Luftschutzunterkünfte schaffen zu können.
24.08.1941
Bei Nacht keine Feindeinflüge aus dem Osten.
25.08.1941
Im Osten keine Einflüge.
27.08.1941
Im Osten keine Einflüge.
28.08.1941
Keine Einflüge im Osten.
02.09.1941
Im Osten acht Einflüge ins Reichsgebiet bis zur Linie Swinemünde-Neubrandenburg.
03.09.1941
Im Osten keine Einflüge ins Reichsgebiet.
05.09.1941
Im Osten keine Einflüge ins Reich.
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Am Abend haben wir in Berlin wieder zwei Stunden Luftalarm. Man behauptet zuerst, daß zwei Wellen aus der Sowjetunion im Anflug auf Berlin seien; in Wirklichkeit handelt es sich um zwei vereinzelte Flugzeuge, die wahrscheinlich nur die Reichshauptstadt in Unruhe versetzen wollen. Schaden wird nicht angerichtet; aber ich sorge dafür, daß jetzt endlich dies leidige Wort "Welle" für ein einzeln anfliegendes Flugzeug aus dem deutschen Sprachschatz gestrichen wird. Das Wetter ist für den Luftangriff denkbar günstig. Am wolkenlosen Himmel steht abends ein voller Mond, der die ganze Landschaft fast in Tageslicht taucht. Aber die Engländer haben sich anscheinend in der Nacht vorher etwas zu stark ausgegeben. Auf die Bevölkerung haben die letzten Luftangriffe kaum alarmierend gewirkt. Vor allem in Berlin sieht man in den großen Sprüchen der Engländer lediglich Übertreibung und Angabe. Wenn die Engländer zu mehr nicht in der Lage sind als zu dem, was sie uns in den letzten Wochen gezeigt haben, dann kann es nicht allzu schlimm werden. Aber immerhin tut man gut, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Kommt es dann besser, als man gefürchtet hat, umso besser. Schlimm ist es nur, wenn man sich Illusionen macht, die dann später durch harte Tatsachen Lügen gestraft werden.
06.09.1941
Im Osten zehn bis fünfzehn Feindeinflüge. Zwei Maschinen erreichten um 21.35 Uhr die Reichshauptstadt. Ein Abschuß. Kein Bombenabwurf. Insgesamt wurden im östlichen Reichsgebiet vier Spreng- und 7 Brandbomben festgestellt. Es ist fraglich, ob die Maschinen lediglich zu Störungszwecken ohne Bomben starteten, ob sie ihre Bomben schon vorher in die Ostsee abwarfen oder Fallschirmjäger transportierten. Aus der gestern nacht brennend abgestürzten bolschewistischen Maschine sollen nach Angaben von Beobachtern drei Leute abgesprungen sein. Start erfolgte nach Ansicht des OKW in Leningrad, mit Zwischenlandung auf Oesel zum Tanken.
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Im übrigen sorge ich dafür, daß nun endgültig der Begriff der "Welle" für ein einzeln anfliegendes feindliches Flugzeug aus unserer Terminologie verschwindet. Dieses Wort ist durchaus irreführend, wahrscheinlich von irgendeinem idiotischen Spezialisten erfunden, und stiftet nur Unruhe und Besorgnis. Die Spezialisten wehren sich zwar gegen meine Maßnahme und suchen das Wort zu retten, aber es nutzt ihnen das alles nichts. Bei der Diktion der deutschen Kriegssprache ist nicht nur das militärische, sondern auch das psychologische Interesse mit maßgebend.
Die Tagebücher von Joseph Goebbels Juli - September 1941
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